Als wir - Nicola Vahsen und Gero Peters - im Jahre 2002 durch Nepal reisten, stießen sie auf ein Kinderheim in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu, in dem 30 Kinder verwahrlosten. Wir besuchten diese Kinder jeden Tag, um ihnen spielerisch ein paar englische Sätze und Lieder beizubringen. Doch schnell wurde uns klar, dass diese Kinder andere Hilfe nötiger hatten als Englischunterricht.
Die Kinder schliefen in dreckigen, kahlen und fensterlosen Räumen auf dem Boden. Eine Pumpe im Hof diente sowohl als Dusche als auch als Trinkwasserspender. Dementsprechend litten viele Kinder an Krankheiten, wie Krätze, Pilzbefall, Läuse und Würmer. Der Heimleiter ignorierte diese Tatsachen. Auch kümmerte es ihn nicht, dass die Kinder täglich nicht mehr als einen Teller Reis zu essen bekamen. Von Nachbarn gespendetes Gemüse und Fleisch wurde von ihm und seiner Familie verspeist. Zur Schule durften die Waisenkinder auch nicht.
Zu uns war der Heimleiter höflich, da er sich Spenden erhoffte. Wir hatten allerdings keine Zeit für seine Heucheleien, da wir damit beschäftigt waren, die Kinder zu Ärzten zu bringen, ihnen ein paar neue Anziehsachen zu kaufen, und ihnen die langen Tage im Heim so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Natürlich wussten wir, dass unsere Bemühungen ein Tropfen auf einem heißen Stein waren und dass wir die Kinder wieder ihrem Elend überließen, wenn wir abreisen würden. So entschieden wir uns, den Kindern ein neues zu Hause zu ermöglichen.
Wir gründeten mit einigen Mitarbeitern des bisherigen Heims, die die Methoden des Heimleiters genau so verabscheuten wie wir, ein neues Kinderheim: Light for Nepal. Wir wohnten zunächst mit einer Handvoll Kindern in einer Etage eines Rohbaus. Doch fast täglich rannten weitere aus dem alten Heim weg. Sie wollten in Light for Nepal leben. Der Heimleiter fing an, die Kinder einzusperren. Wir konnten fast alle Kinder aus seiner Gewalt befreien, von vier Kindern haben wir allerdings jede Spur verloren.
In Light for Nepal verbesserte sich die Situation mit jedem Tag: Mit großzügigen Sofort-Spenden aus Deutschland konnten wir wichtige Dinge wie Matten, Decken, Kleidung und Geschirr kaufen. Bald darauf meldeten wir die Kinder in einer Schule an.
Als wir uns nach dreieinhalb Monaten schweren Herzens von den Kindern verabschieden mussten, war ihre Grundversorgung vorerst sichergestellt: sie hatten die Krankheiten hinter sich gelassen, bekamen jeden Tag genug zu essen und zogen bald darauf in ein neues Haus.
Ein Blick in ihre Gesichter, die beim Fußballspielen vor Freude und Anstrengung glühten, bestätigte uns, dass sich unsere Mühen gelohnt hatten.